In diesem Artikel widme ich mich einem Thema, das in den letzten Jahren durch die zunehmende Verbreitung chemischer Substanzen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen erheblich an Bedeutung gewonnen hat. Die aktuellen Statistiken der letzten Jahre zeigen, wie dramatisch die Zahl der Konsumenten gestiegen ist. Auch die Anzahl der Gewaltdelikte in der Altersgruppe der Jugendlichen hat zugenommen.
Der Freundeskreis meines Umfelds kam bereits im Alter von 12 Jahren mit Marihuana in Kontakt. Eine Droge, die damals wie heute nicht unumstritten war. Doch bevor ich darauf eingehe, zurück zum Anfang.
In den 90er Jahren war Marlboro-Werbung im Fernsehen so präsent wie heute manche Soft-Drink-Werbeslogans. Viel Fernsehen gehörte zu meinem Alltag – ein Dorn im Auge meiner Eltern, doch sie konnten mich nicht davon abhalten. Ich suchte eine Beschäftigung, um die Zeit zu überbrücken, die sich die Erwachsenen in meinem „Glashaus“ nicht widmeten.
Irgendwann erreichte die Werbung auch den Kinder- und Freundeskreis. In der Pause wurde heimlich hinter der Turnhalle geraucht. Das war in der fünften Klasse der Fall. Ich fragte mich oft, warum meine Freunde das taten, obwohl sie sichtlich aus gutem Elternhaus kamen und es ihnen finanziell gut ging. Ich gehörte nicht zu den reichsten Kindern in der Schule; es fehlte oft etwas. Über Gefühle zu reden, war damals ein Tabu – Jungen galten als „uncool“, wenn sie Gefühle zeigten. Doch Gefühle sind ein wesentlicher Bestandteil unseres Lebens, ja oft der entscheidende Bestandteil, weil Emotionen unseren Lebensweg und unsere Entscheidungen beeinflussen.
In unserer Gruppe gab es ein belastendes, schattiges Thema: die schwierige Eltern-Kind-Beziehung. Um diese Beziehung zu kompensieren, reichte Nikotin nicht mehr aus – es kam der nächste Schritt: Marihuana. Der Zugang war leicht, weil sich in unserem Dorf ein zentraler Treffpunkt befand, wo Erwachsene, Jugendliche und Kinder zusammenkamen. Rückblickend eine Zumutung: Eltern ließen ihre Kinder unbeaufsichtigt und dachten, sie seien draußen in guten Händen. Aus heutiger Sicht sieht man, wie stark Vertrauen oft zu Missverständnissen führte.
Was mich damals abschreckte, war der Anblick dessen, was der unkontrollierte Konsum bei meinen Freunden anrichtete – doch ich wusste nicht, wie ich ihnen helfen konnte, weil ich selbst noch jung war. Später entschied ich mich mit 13 Jahren, mich aus diesem Freundeskreis zu lösen und verließ den Ort, indem ich eigenständig den Schulwechsel organisierte. Es war eine lebensentscheidende Entscheidung, die mich vor dem Rausch bewahrt hat. Ich traute mich damals noch nicht, Drogen auszuprobieren, da mir zum einen das Geld fehlte und zum anderen die Folgen des unkontrollierten Konsums bei meinen Freunden, die selbst noch Kinder waren, deutlich vor Augen geführt wurden.
Leider waren die Betroffenen noch zu jung, um dies den Erwachsenen gegenüber zum Ausdruck zu bringen und suchten deshalb die Lösung in diese Fluchtwelt, vergebens. Aus heutiger Sicht hätte ich meinen Freunden gerne geholfen und sie davon abgehalten, weil es ihnen sichtlich geschadet hat. Sie haben die Dosis immer weiter gesteigert, bis ich Jahre später erfuhr, dass einer von ihnen selbst nach einem Aufenthalt in einer Klinik den Absprung nicht mehr schaffte.
Nach über 25 Jahren, beobachte ich eine besorgniserregende Entwicklung bei Jugendlichen. Viele kommen heute mit verschiedenen Drogenarten in Kontakt, die teilweise in den sozialen Medien hochgepriesen und als „cool“ propagiert werden. Das Problem zeigt sich in fast jeder Großstadt – so auch in Köln, wo ich lebe. Der Stadt fehlt es an finanziellen Mitteln und an wirksamen Konzepten, um dem Problem Herr zu werden. Immer mehr junge Menschen fallen dem Teufelskreis der Drogensucht zum Opfer.
Deshalb ist das Thema in Schulen für mich besonders wichtig. Ich spreche aus eigener Erfahrung darüber, wie ich es geschafft habe, mich nicht blenden zu lassen.
Heute weiß ich, wie wichtig Prävention für Jugendliche ist. Deswegen habe ich diesen Fokus seit über zehn Jahren in mein Programm aufgenommen. Bei Schülerinnen und Schülern kommt dieser Teil besonders gut an: Sie fühlen sich gesehen und verstanden und erhalten gleichzeitig konkrete Werkzeuge, wie sie konfrontativem Umgang mit Drogen begegnen können. Die Erfahrungen meiner eigenen Jugend fließen in die Praxis – doch ich möchte nicht nur meine Geschichte teilen, sondern vor allem zeigen, wie Prävention auf Augenhöhe funktioniert.
Aktuelle Fakten belegen es: Die Statistiken, welches das Innenministerium des Bundes aus den Jahren 2023 und 2024 zeigen, dass das Thema aktueller denn je ist. Wenn Prävention früh in den Schulalltag integriert wird, bleiben positive Auswirkungen oft über die Schulzeit hinaus bestehen. Schülerinnen und Schüler gewinnen so Sicherheit, Orientierung und Handlungskompetenz – genau das, was sie für zukünftige Herausforderungen brauchen.
Warum Schülernahe Prävention heute so wichtig ist:
- Schülerinnen und Schüler sehen, dass ihre Sorgen ernst genommen werden.
- Sie erhalten konkrete Strategien im Umgang mit Druck, Gruppen- und Peer-Einfluss.
- Sie lernen, wie sie sich Hilfe holen können, bevor Probleme größer werden.
- Lehrerinnen, Lehrer und Experten arbeiten gemeinsam an Lösungen – auf Augenhöhe.
Deshalb setze ich mich ein. Für eine (junge) Welt ohne den Einfluss von Drogen. Zumindest in der Schule.